Für T.R. Lily kam der Weg zur Gothic-Szene über die
Musik. Bis zum Alter von etwa 15 Jahren war Depeche
Mode das „dunkelste“, das sie gehört hat, erzählt T. Von
einer Gothicszene wusste sie damals noch nichts. Dann
kam der Tag, an dem ihr damaliger Freund ihr eine
Maxisingle von Anne Clark mitbrachte – diese Musik
war neu für sie und sie war sofort begeistert. Ein
zweites Erlebnis, das prägend für T. war, war dann ein
Besuch im legendären Ratinger Hof in Düsseldorf. Hier
hörte sie den Song „Killing An Arab“ von The Cure zum
ersten Mal, und damit war klar, in welche Richtung ihr
Weg geht. „Anne Clark und The Cure waren die
Auslöser“, erinnert sie sich. Gleichzeitig mit der für sie
neuen Musik kam ihre Vorliebe für schwarze Kleidung.
Damals gab es noch nicht so viele Modelabels aus der
Szene, so hat sich T.R.Lily ihre Outfits selbst
zusammengesucht – zum Teil auch in Sex-Shops. „Es
war damals kreativer und unterschiedlicher als heute“,
erinnert sie sich. Die Vorliebe für schwarz ist geblieben,
die Auswahl der Kleidung im Gothic-Stil ist nun
natürlich größer und der Markt deutlich breiter als
damals.
T.R. Lily ist selbst auch Musikerin, sie hat mit Flingern
Attac ihre eigene Electro-Formation und steht als
Bassistin und Sängerin auf der Bühne. Inspiriert wird
sie von der Düsseldorfer Szene, nicht nur von
Kraftwerk, sondern auch Bands wie Fehlfarben zählt sie
zu ihren Einflüssen – aber natürlich auch von
englischen Bands, die früher bereits mit dem Label
Mute Records nach Deutschland kamen.
Für T. R.Lily bedeutet die Metamorphose vom Alltag zur
dunklen Seite vor allem der Wechsel von ihrer
beruflichen Seite als Personalsachbearbeiterin zur
Musikerin auf der Bühne. Im Job möchte sie ihre
„dunkle Seite“ mittlerweile nicht mehr zeigen, erzählt
sie. In der Vergangenheit sei es ihr öfter passiert, dass
sie aufgrund ihrer schwarzen Outfits seltsam
angeschaut wurde und immer wieder Fragen dazu
beantworten musste. „Ich wollte dann irgendwann gar
nicht mehr, dass man in der Arbeit so viel über mein
Privatleben weiß oder vor allen Dingen mutmaßt“,
erklärt sie. „In dem Beruf, in dem ich bin, klappt das
nicht“
Nun trägt T.R. Lily beruflich ihre „normale“
Alltagskleidung, in der sie im Büro nicht auffällt und
sie sich nicht immer wieder erklären muss. So trennt
sie ihre beiden Seiten strikt, wie auch auf den Fotos zu
sehen ist.